Wenn ich auf die Idee komme, selber Bier zu brauen

bierkrug.....dann stehe ich vor einer Flut von Ratschlägen in Hobbyliteratur und Internet. Wenn ich mich dann in größerem Umfang hindurchgelesen habe, merke ich schon, daß an manchen Stellen spärlichere oder sogar meist etwas widersprüchliche Angaben zu finden sind und wenn ich es wage, selbst mal 'einen Ansatz zu fahren', dann merke ich bald, daß eben gerade an diesen bewußten Stellen Stolperschwellen eingebaut sind.
Hier noch ein extra Hinweis auf die Website eines deutschen Hobbybrauers, die sich unter anderem auch durch viele informative Bilder auszeichnet und die Aufwendigkeit - obwohl der Brauprozess nicht unbedingt kompliziert ist - charakterisiert. Der vorliegende Text kann auch als pdf-Datei heruntergeladen werden: heimbierbrauen.pdf

und hier noch eine Neuigkeit, wenn jemand mal einen allerersten Versuch machen möchte: www.braufaesschen.com (das dürfte wirklich 'narrensicher' sein, und ist ein guter 'Einsprungpunkt' für den Anfang!!

Übrigens: zum Bierbrauen gibt es viele Halbwahrheiten ! -- so zum Beispiel:

hopfenHopfen (Eigenbau)

und

MalzMalz

Hopfen und Malz, Gott erhalts' !
-----und wo bleibt die Hefe mit ihrem unverzichtbaren Job ?




Rumpelstiltzchen: Heute back ich, morgen brau ich und übermorgen hole ich der Königin ihr Kind
--- das erweckt den Eindruck, wie wenn Bier herstellen genauso schnell ginge wie das 'Bretzelbacken', -- aber da kriegt er wirklich noch schneller der Königin ihr Kind !!!!

(oh wie gut, daß jeder weiß, daß der Typ Rumpelstiltzchen heißt !!!)


Das Bierbrauen gliedert sich in folgende fünf Hauptabschnitte:

  1. Malzherstellung (Einweichen und Darren der Braugerste)
    einweichenRight
    darren

  2. Maischen und Läutern (Stärkeabbau zu Malzzucker, Abtrennen der Zuckerlösung)
    maischen


    laeutern

  3. Würzekochen (Malzzuckerlösung + Hopfen kochen)

    sud

  4. Gärung
    gaer1

    "Start Primärgärung"


    gaer2

    Sekundärgärung

  5. Abfüllung und Lagerung

Kurze Erläuterungen zu den einzelnen Schritten:

Die Malzherstellung, das Mälzen, tut sich selbst der Berufsbrauer heute kaum noch an, - dies bleibt deshalb überwiegend den Mälzereien überlassen.

Erster möglicher Einsprungpunkt für Heimbrauer ist deshalb das Maischen. Es macht viel Spaß und bringt einen großen Erfolg, ab dieser 'Stelle' zu brauen, die Anglosachsen nennen das 'full-grain-brewing'.

Aber ist es für einen Anfänger so geschickt, gleich einen Volldurchlauf durch alle Prozeduren vorzunehmen, wenn jede Teiloperation so ihre Eigenheiten hat ? Es besteht nämlich leider die Gefahr einer Fehlerfortpflanzung.

Beim nächsten Einsprungpunkt, dem Würzekochen (brautechnisch: 'Sud') ist die Situation schon etwas besser. An dieser Stelle wird käuflicher fertiger Malzextrakt verwendet. Zu Problemen führt hier die Frage der Auswahl und Menge des Hopfens und der Vorgang der Heißtrübabscheidung (merke: beim Bierbrauen sind alle fest/flüssig-Trennoperationen, wie z.B. Filtern, Läutern und Dekantieren, echte 'Schlunzopreationen', wie sie jeder Verfahrenstechniker 'innigst liebt') und schließlich noch der sauerstoff - freien Würzekühlung. Darüberhinaus bestimmt schon die vorgegebene Malz - Zusammensetzung (Zucker-Arten, mono- oligo- und Polysaccharide) den Umsatzgrad der anschließenden alkoholischen Gärung (engl. 'attenuation'), wobei natürlich die Hefe in ihrem Einfluß genauso wichtig ist.

Schließlich gibt es im Fachhandel auch noch sogenannte brewing-kits, die sich im wesentlichen dadurch auszeichnen, daß eine fertig gekochte, eingedickte Stammwürze als Extrakt in Dosen vorliegt. Die daraus mit Wasser hergestellte Würze muß allenfalls aus Sterilitätsgründen nochmals kurz aufgekocht und wieder abgekühlt werden . Bei sterilen Geräten und sauberem Wasser von guter Qualität ist aber auch ein unmittelbarer 'Lauwarm-Ansatz' mit Wasser denkbar. Dies wäre der dritte und letzte Einsprungpunkt zur Gärung. Der Brauprozeß beschränkt sich dann auf das Hefestarten, die Hefezugabe (engl. 'pitching') bei Starttemperatur und das kräftige Würzebelüften (ich habe eine Aquariums-Membranpumpe und einen Stutzen mit Glasfrittenplatte) und auf Beten (daß es klappt).

Anfänger sollten sich nicht durch das Nasenrümpfen von Fortgeschrittenen aus der Fassung bringen lassen und sie werden feststellen, daß es für den Anfang noch genug zu tun gibt. Außerdem haben wir mit der Gärung die wichtigste Operation vor uns. So müssen wir nicht nur die Gärtemperatur den Hefetypen anpassen, sondern wir müssen auch entscheiden, wie lange wir offen vergären und wie lange unter Gärverschluß, ob und wann wir nach der Hauptgärung die flokkulierte Hefe durch Dekantieren abtrennen und in eine extra Zweitfermentation übergehen, wann wir mit den Klärbedingungen zufrieden sind und wie wir letztlich 'carbonisieren', durch Flaschenabfüllung oder 'kegging'. Man hat da schnell ein überzuckertes oder aber ein 'taubes' Bier in der Bügelflasche.

Mein 'credo' ist also: für den Beginn ein brewing-kit, dann ein eigener Extrakt/Hopfen-Sud und dann erst eine full-grain-Prozedur ( = Maische), trotz aller 'narrensicheren full-process-Vorschriften' in der Literatur, denn es hat was für sich, die Teilprozesse etwas entkoppelt kennenzulernen. Was ich letztendlich nacher machen werde, ist bei mir beispielsweise auch eine Zeitfrage, full-grain ist natürlich am tollsten. Ein guter Kompromiss ist, mit dem Sud zu beginnen. Und: Brauanmeldung beim Zollamt nicht vergessen! (Deutschland)

Sind Sie an ausführlicherem Material zum Gesamtprozess, zu den Arbeitsvorschriften und zur Geräteausstattung interessiert, dann sehen Sie sich folgende pdf-Datei an, die Sie sich auch herunterladen und ausdrucken können. heimbrauen.pdf (231,5 K)

Literatur und Internetinfos zum Thema Heimbrauen sind fast unerschöpflich in ihrer Vielzahl, - vor allem auch in Amerika. Das kommt sicher daher, daß dort lange keine 'gscheiten' Brauereien existiert haben, - das soll sich anscheinend aber geändert haben. Aus dem ganzen Sammelsurium an Literatur möchte ich Ihnen nur das Buch von Charlie Papazian ' Joy of Homebrewing' ans Herz legen (ISBN ISBN 0-06-053105-3 ), - z.B. bei amazone erhältlich. Da findet sich sogar etwas über den eigenen Hopfenanbau !!!


Schritte, bei denen ich Schwierigkeiten hatte und meine Erfahrungen hierzu:

Im folgenden sind meine Meinung und meine Erfahrungen wiedergegeben, - für die absolute Richtigkeit der Ratschläge und Statements kann und will ich nicht garantieren, schließlich handelt es sich um eine Hobbytätigkeit. Es hat mich aber sehr erstaunt, wieviele Aspekte aus Reaktionstechnik und Bioreaktionstechnik hier von essentieller Bedeutung sind.

An dieser Stelle noch ein kurzes Wort zum Verhältnis Brauerei/Heimbrauer. Ich bin der festen Überzeugung, daß das Hobbybrauen einen echten 'Verstärkungsfaktor' für das Brauereiwesen darstellt. Ich möchte zum Beispiel, aus meiner Sicht gesehen, nicht dauernd das etwas 'kantiger' schmeckende Selbstgebraute trinken. Außerdem wäre ich ziemlich beschäftigt, soviel Bier zu brauen, wie ich 'saufe', ganz abgesehen von den Herstellungskosten. Andererseits habe ich beim 'Schaubrauen' festgestellt, daß die Teilnehmer nach etwas Information eher noch aufgeschlossener sind und z.B. dann gerne auch mal bei einer Brauereibesichtigung teilnehmen wollen.

E. Bratz