.....dann stehe ich vor einer Flut von
Ratschlägen in Hobbyliteratur und Internet. Wenn ich mich dann in
größerem Umfang hindurchgelesen habe, merke ich schon, daß an
manchen Stellen spärlichere oder sogar meist etwas widersprüchliche
Angaben zu finden sind und wenn ich es wage, selbst mal 'einen Ansatz zu
fahren', dann merke ich bald, daß eben gerade an diesen bewußten
Stellen Stolperschwellen eingebaut sind.
Hier noch ein extra
Hinweis auf die
Website
eines deutschen Hobbybrauers, die sich unter anderem auch durch viele
informative Bilder auszeichnet und die Aufwendigkeit - obwohl der Brauprozess
nicht unbedingt kompliziert ist - charakterisiert. Der vorliegende Text kann
auch als pdf-Datei heruntergeladen werden: heimbierbrauen.pdf
und hier noch eine Neuigkeit, wenn jemand mal einen allerersten
Versuch machen möchte:
www.braufaesschen.com (das dürfte wirklich
'narrensicher' sein, und ist ein guter 'Einsprungpunkt' für den Anfang!!
Übrigens: zum Bierbrauen gibt es viele Halbwahrheiten ! -- so zum Beispiel:
Hopfen (Eigenbau) |
und |
Malz |
Hopfen und Malz, Gott
erhalts' !
-----und wo bleibt die Hefe mit ihrem unverzichtbaren Job
?
Rumpelstiltzchen: Heute back ich, morgen brau ich und übermorgen hole ich
der Königin ihr Kind
--- das erweckt
den Eindruck, wie wenn Bier herstellen genauso schnell ginge wie das
'Bretzelbacken', -- aber da kriegt er wirklich noch schneller der Königin
ihr Kind !!!!
(oh wie gut, daß jeder weiß, daß der Typ Rumpelstiltzchen heißt
!!!)
|
Die Malzherstellung,
das Mälzen, tut sich selbst der
Berufsbrauer heute kaum noch an, - dies bleibt deshalb überwiegend den
Mälzereien überlassen.
Erster möglicher Einsprungpunkt für Heimbrauer ist deshalb
das Maischen. Es macht viel
Spaß und bringt einen großen Erfolg, ab dieser 'Stelle' zu brauen,
die Anglosachsen nennen das 'full-grain-brewing'.
Aber ist es für
einen Anfänger so geschickt, gleich einen Volldurchlauf durch alle
Prozeduren vorzunehmen, wenn jede Teiloperation so ihre Eigenheiten hat ? Es
besteht nämlich leider die Gefahr einer Fehlerfortpflanzung.
Beim
nächsten Einsprungpunkt, dem Würzekochen (brautechnisch: 'Sud') ist die
Situation schon etwas besser. An dieser Stelle wird käuflicher fertiger
Malzextrakt verwendet. Zu Problemen führt hier die Frage der Auswahl und
Menge des Hopfens und der Vorgang der Heißtrübabscheidung (merke: beim
Bierbrauen sind alle fest/flüssig-Trennoperationen, wie z.B. Filtern,
Läutern und Dekantieren, echte 'Schlunzopreationen', wie sie jeder
Verfahrenstechniker 'innigst liebt') und schließlich noch der sauerstoff
- freien Würzekühlung. Darüberhinaus bestimmt schon die
vorgegebene Malz - Zusammensetzung (Zucker-Arten, mono- oligo- und
Polysaccharide) den Umsatzgrad der anschließenden alkoholischen
Gärung (engl. 'attenuation'), wobei
natürlich die Hefe in ihrem Einfluß genauso wichtig ist.
Schließlich gibt es im Fachhandel auch noch sogenannte brewing-kits, die sich im wesentlichen dadurch
auszeichnen, daß eine fertig gekochte, eingedickte Stammwürze als
Extrakt in Dosen vorliegt. Die daraus mit Wasser hergestellte Würze
muß allenfalls aus Sterilitätsgründen nochmals kurz aufgekocht
und wieder abgekühlt werden . Bei sterilen Geräten und sauberem
Wasser von guter Qualität ist aber auch ein unmittelbarer 'Lauwarm-Ansatz'
mit Wasser denkbar. Dies wäre der dritte und letzte Einsprungpunkt zur
Gärung. Der Brauprozeß
beschränkt sich dann auf das Hefestarten, die Hefezugabe (engl.
'pitching') bei Starttemperatur und das kräftige Würzebelüften
(ich habe eine Aquariums-Membranpumpe und einen Stutzen mit Glasfrittenplatte)
und auf Beten (daß es klappt).
Anfänger sollten sich nicht
durch das Nasenrümpfen von Fortgeschrittenen aus der Fassung bringen
lassen und sie werden feststellen, daß es für den Anfang noch genug
zu tun gibt. Außerdem haben wir mit der Gärung die wichtigste
Operation vor uns. So müssen wir nicht nur die Gärtemperatur den
Hefetypen anpassen, sondern wir müssen auch entscheiden, wie lange wir
offen vergären und wie lange unter Gärverschluß, ob und wann
wir nach der Hauptgärung die flokkulierte Hefe durch Dekantieren abtrennen
und in eine extra Zweitfermentation übergehen, wann wir mit den
Klärbedingungen zufrieden sind und wie wir letztlich 'carbonisieren',
durch Flaschenabfüllung oder 'kegging'. Man hat da schnell ein
überzuckertes oder aber ein 'taubes' Bier in der
Bügelflasche.
Mein 'credo' ist also: für den Beginn ein
brewing-kit,
dann ein eigener Extrakt/Hopfen-Sud und
dann erst eine full-grain-Prozedur ( =
Maische), trotz aller 'narrensicheren full-process-Vorschriften' in der
Literatur, denn es hat was für sich, die Teilprozesse etwas entkoppelt
kennenzulernen. Was ich letztendlich nacher machen werde, ist bei mir
beispielsweise auch eine Zeitfrage, full-grain ist natürlich am tollsten.
Ein guter Kompromiss ist, mit dem Sud zu beginnen. Und: Brauanmeldung beim
Zollamt nicht vergessen! (Deutschland)
Sind Sie an ausführlicherem Material zum Gesamtprozess, zu den Arbeitsvorschriften und zur Geräteausstattung interessiert, dann sehen Sie sich folgende pdf-Datei an, die Sie sich auch herunterladen und ausdrucken können. heimbrauen.pdf (231,5 K)
Literatur und Internetinfos zum Thema Heimbrauen sind fast unerschöpflich in ihrer Vielzahl, - vor allem auch in Amerika. Das kommt sicher daher, daß dort lange keine 'gscheiten' Brauereien existiert haben, - das soll sich anscheinend aber geändert haben. Aus dem ganzen Sammelsurium an Literatur möchte ich Ihnen nur das Buch von Charlie Papazian ' Joy of Homebrewing' ans Herz legen (ISBN ISBN 0-06-053105-3 ), - z.B. bei amazone erhältlich. Da findet sich sogar etwas über den eigenen Hopfenanbau !!!
Im folgenden sind meine Meinung und meine Erfahrungen wiedergegeben, - für die absolute Richtigkeit der Ratschläge und Statements kann und will ich nicht garantieren, schließlich handelt es sich um eine Hobbytätigkeit. Es hat mich aber sehr erstaunt, wieviele Aspekte aus Reaktionstechnik und Bioreaktionstechnik hier von essentieller Bedeutung sind.
Beim Maischen:
Beim Schroten: in einer Handkaffeemühle erhielt ich bei der gröbsten Mahlwerkseinstellung noch zu viel Feinstkorn, dies führt zu viel Stärkekleister. Abhilfe: Feinstkorn abtrennen und verwerfen oder anders Schroten (Nudelholz o.ä.) oder: geschrotetes Malz kaufen. Der Kauf einer Schrotmühle sollte aus Kostengründen schon etwas überdacht werden.
Beim
Maischprozess sind Temperaturführung und gute Durchmischung der
'Schüttung' wichtig. Ich habe mich für das sogenannte Dekoktionsverfahren (temperaturstufen -
programmierte Prozeßführung) und zum Einsatz eines elektronischen
Temperaturreglers und eines Laborrührwerks mit einem
Eigenbau-Blattrührer aus Edelstahl entschlossen (fast schon mit
Krählwerks - Charakteristik, - möglicherweise geht auch ein
Farb-/Zement-Mischer aus dem Baumarkt, wichtig ist eine möglichst niedrige
Drehzahl). Seither läuft dieser Teil des Vorgangs bei mir optimal. Das ist
in etwa so, wie ich es aus der 'enzymchemischen' Warte (Bioreaktionstechnik)
her auch im Labor machen würde.
Blattrührer
Das alternative Infusions-Verfahren unterscheidet sich vom
Dekoktionsverfahren dadurch, daß die erforderlichen
Maischtemperatur-Stufen durch Zumischen (Infusion) von Heißwasser
erreicht werden. Das kann aus thermischen Gründen in der
Prozeß-Verfahrenstechnik für große Ansätze Vorteile
bieten, - für den Heimbrauer aber nicht unbedingt. Das ist wohl auch etwas
Geschmackssache. Auch hinsichtlich der Maische-Ausbeute ist es ja so, daß
ich als Heimbrauer nicht unbedingt das letzte % Malzzucker herauskitzeln
muß, mein Prozeß ist im Vergleich zur professionellen Brauerei
sowieso zu teuer. Ich bin in diesem Zusammenhang eigentlich auch der
Überzeugung, daß z.B. das von den USA-Homebrewern so vielgepriesene
RIMS-System beim Maischprozeß (recirculating infusion mashing
system = Rezirkulations - Infusions - Maischverfahren: die Malz-Lösung
wird zirkulierend durch das Maischebett gepumpt) gegenüber einem
Rührkessel-Batch (absatzweiser Betrieb) nicht so riesig viel
bringt, denn durch das Umlaufen der Flüssigkeit ist ja ,
reaktionstechnisch gesehen, gleichfalls hohe Rückvermischung
gegeben und es tritt deshalb weder ein großer treibender Gradient auf,
noch liegt insgesamt ein kontinuierlicher Prozeß vor. Die Frage wäre
auch, wieviel Amylase immobilisiert auf dem Treber sitzt und wieviel homogen in
der Flüssigphase. Ein Vorteil des RIMS-Systems ist aber, daß der
anschließende Läuterungsprozeß im gleichen Pot (und dabei
wahrscheinlich auch relativ problemlos) durchgeführt werden kann.
Allerdings habe ich dann auch einen platzverbrauchenden (fast
halbzimmergroßen) stationären 'Apparillo' im Gegensatz zur ziemlich
mobilen und modularen 'Batch-Anlage' (sozusagen: 'Mobilbrauerei').
Das Läutern. Hier stehe ich immer 'bis zum Ellbogen in der Pampe' und bin langsam die einfache Filtration nach der 'Windelmethode' endgültig leid. Doch habe ich entdeckt, daß bei einem 'selbstarrangierten' Maische-Filterbett die effektivste Kärung erhalten wird. Ich habe deshalb vor, dies in einem Dampfentsafter-Oberteil mit Korb und Sieb-/Feinfilter zu realisieren. Aber auf diesem Gebiet ist bei mir noch längst nicht aller Tage Abend und da wird auch fast jeder Heimbrauer herumexperimentieren !
Beim Würzekochen und Aufarbeiten:
Beim Bitterness-Berechnen und der Hopfenwahl habe ich noch meine Probleme. Ich weiß z.B. nicht, wie weit der Alpha-Gehalt meines Produkts mit den Angaben in Tabellen übereinstimmt. Ich meine, da müssten aktuelle Chargen-Analysendaten zur Verfügung stehen. Ich glaube, ich brauche da noch ziemlich Erfahrung, - man muß hierzu einfach ziemlich viel Bier brauen und verkosten. Einen Eindruck habe ich aber inzwischen gewonnen: es ist relativ schwer, einen Sud extrem zu 'überhopfen' (sozusagen für ein 'Mega-Jever'), weil sich viel 'Hopfenstoff' (Harz etc.) beim 'Klärgären' wieder ausscheidet (z.B. im Hefedepot).
Die Heißtrübfiltration ist auch eine ziemliche 'Schlunzopreation', wenn man einen Nylon-Netzfiltersack nimmt. Ich glaube, ich werde da eventuell auch mal den Dampfentsafter-Oberteil ausprobieren.
Zum
Würzekühlen nehme ich meist - trotz geringerer Effizienz
gegenüber dem Gegenstromkühler - einen Spiral-Eintauchkühler.
Spiralkühler
Bei geringeren
Würzemengen erhöhe ich den Flüssig-Füllstand der Würze
im Pot durch Einstellen eines (sauberen!) kaltwasser- /
kühlakku-gefüllten Edelstahlkochtopfs (Eintauchverdränger), was
die Kühleffizienz ebenfalls erhöht.
Einigemale habe ich die Sache
auch umgekehrt ausprobiert: ich habe die Cu-Spirale innen gesäubert und
die Würze dann mit einer Schlauchpumpe durch die Spirale gepumpt. Da ich
keinen Außenmantel zur Gegenstromkühlung anbringen konnte, habe ich
die Spirale in einen großen Zemetkübel gestellt, der mit kaltem
Wasser gefüllt war. Diese - sozusagen - Kreuzstromkühlung war recht
wirkungsvoll. Sie ist, wenn man eine Pumpe hat oder gut hydrostatisch
fördern kann, durchaus empfehlenswert. Inzwischen habe ich auch einen
konzentrischen Doppelrohr - Wärmetauscher mit Edelstahlrohr und
Schneidringfittings gebastelt, das geht natürlich sehr gut, ist aber
für kleine Mengen etwas aufwendig.
konzentr.
Doppelrohrwärmetauscher
Der Vorschlag, den ganzen
Würzepot zur Abkühlung in den Kühlschrank zu stellen, ist auch
nicht ganz von der Hand zu weisen. Man hat nur das Problem des schlechten
Wärmeübergangs zur Umgebung (Wärmestau) und müsste deshalb
für permanente Bewegung in den Fluiden (heiße Würze und Luft im
umgebenden Kühlschrank !!) sorgen. Funktionieren tun alle Vorrichtungen
mehr oder wenig zufriedenstellend. Da muß man eben herumprobieren, was
einem selbst am praktischsten vorkommt, - wichtig ist eben 'schnell und
sauerstoff-arm' !!!
Bei der Gärung: (eine fast unendliche Geschichte !)
Die Wahl der Hefe-Sorte ist ja schon 'uferlos' (ober-, unter-gärig, 'nass', 'trocken', alkohol-tolerant, stark flokkulierend usw.)
Ich mache meinen Starteransatz nach Vorschrift, nehme aber oft reine Dextrose oder Trockenmalz, - es geht aber auch gut mit Rohrzucker (Kristallzucker) .
Vor, während und nach der Hefezugabe belüfte ich mit der Aquariumspumpe und der Begasungsfritte, mit kurzen Ruhepausen mindestens bis zum Einsatz der Hauptgärung, aber auch möglichst nicht sehr lange darüber hinaus!
Was tun bei Steckenbleiben der Hauptfermentation? Merke: Die obere Grenze zur Unvollständigkeit liegt bei ca. 5% Restwürze nach Hauptgärung. Man kann in einer Situation mit mehr als 5% Restwürze und stagnierender Primärgärung eigentlich nur versuchen, die Hefe durch häufiges und kräftiges Aufrühren mit dem Braupaddel 'wieder wachzurütteln' (vornehmer ausgedrückt: zu reaktivieren). Es sollte aber kein übermässiger Sauerstoff-Eintrag - z.B. mit Aquariumspumpe - mehr erfolgen, das kann nämlich schnell zu 'geschmacklichen Schieflagen' führen.
Nach planmässigem Einschlafen der Hauptgärung dekantiere ich von der flokkulierten Hefe und gehe in die Zweitgärung in sauberem Gefäß unter Gärverschluß über. Hier ist alternativ ein Glasgefäß denkbar, weil man dann den Klärprozeß verfolgen kann. Dieser Übergang in eine Sekundärfermentation ist vor allem dann empfehlenswert, wenn die Stammwürze etwas trübe ausgefallen ist und viel Schwebstoff mit der Hefe in der Kräusenphase flokkuliert oder bei obergäriger Hefe sogar 'flottiert' wird.
Bei der Carbonisierung und 'Lagerung':
Weil mir die Nachverzuckerungs-Vergärung direkt in Bügelflaschen (Flaschengärung) zunächst zu kompliziert und etwas unreproduzierbar erschienen ist, habe ich mich zum Kegging ("Druckfass-Gärung") entschlossen. Dabei habe ich aber festgestellt, daß dieses Verfahren nur dann empfehlenswert ist, wenn das Bier später auch aus dem Fass gezapft werden soll, denn ein späteres Abfüllen in Flaschen aus dem Keg funktioniert nur mit dem Rückdruckverfahren, - dies erscheint mir aber etwas umständlich. Desweiteren habe ich festgestellt, daß eine reine Druckcarbonisierung mit Kohlendioxid sehr schlecht geht, es braucht sehr lange, bis das Lösungsgleichgewicht eingestellt ist. Man braucht hohe Drucke, gute Durchmischung (Bewegen der Flüssigkeit, feinperlige Gasdosage) und viel Zeit. Es ist also auch im Keg besser, mit dem Nachverzuckerungsverfahren zu carbonisieren. Hier ist aber mit noch längeren Zeiten zu rechnen als bei Durchführung in Einzelflaschen. So ist es gekommmen, daß ich wieder - sozusagen "reumütig" - bei der Flaschengärung gelandet bin. Dabei habe ich folgende Tricks entdeckt:
am Ende der Sekundärfermentation wird eventuell nochmals die Hefe dekantiert, dann der Gesamtansatz nachgezuckert mit Kristallzucker (kein weiterer Geschmacks-Eintrag) oder auch Trockenmalz (Malz-Geschmack wird vertieft), - und dann maximal 1 Tag 'angegärt'.
dann wird auf Flaschen abgefüllt.
schließlich wird mindestens 1-2 Wochen (oder aber mehr) 'ge-Sektkellert', d.h. tägliches Umdrehen oder besser auch mal Schütteln
die Temperatur ist die erforderliche Gärtemperatur (nicht kälter!)
danach mehrere Wochen bei niedriger Temperatur (ca. 4-7 ºC) reifen lassen
das Bier klärt dann in der Flasche und erhält eine feinperlige Kohlensäure
Reifetests dürften im allgemeinen kein Problem darstellen, solange genügend Vorrat vorhanden, - und nicht, daß das Bier schon vor der Endreife 'alle ist' .
Ein entscheidender Vorteil dieser
Abfüll- und Carbonisiermethode ist, daß das Bier besser 'unter die
Verbraucher gebracht werden kann', weil es in kleinen Portionen verschenkt oder
verkostet werden kann. Hierzu noch folgender Hinweis: die Hefe, die zur
Reifegärung in der Flasche ausgefallen (flokkuliert) ist, sollte beim
Trinken möglichst wenig aufgewirbelt werden. Sie ist nicht etwa ungesund,
aber sie hat viele Geschmackskomponenten bei der Klärung aufgenommen und
kann deshalb etwas 'streng' schmecken. Da die Biertrinker aber heutzutage wegen
häufigem Hefeweizentrinken sozusagen 'manisch' dazu neigen, Hefe
aufzurütteln, muß man sie da rechtzeitig 'einbremsen', -- wenn sie
es dennoch machen, müssen sie es dann auch selbst verantworten, viele
mögen sogar den etwas strengeren Geschmack. Die Hefen in Hefeweizen sind
nämlich - meiner Meinung nach - nach einer gründlichen
'Mikrofiltration' des Bieres neu zugesetzt, - bzw. wenn ein Hefeweizen sich
einer echten Flaschengärung rühmt, ist vorher die bei der
Primärgärung flokkulierte Hefe gründlchst entfernt worden.
Derartige scharfe Trennoperationen sind für den Heimbrauer mit seinen
begrenzten technischen Möglichkeiten nur sehr schwer
durchführbar.
Inzwischen habe ich noch einen neuen Trick entdeckt: Am Ende der
Sekundärfermentation wird nicht aufgezuckert, sondern direkt in Flaschen
abgefüllt. So geht die vorhandene Kohlensäure nicht verloren. Dann
werden Würfelzuckerstückchen mit einem Messer halbiert und immer je
Flasche kurz geöffnet, die Zuckerstückchen 'eingeworfen' und sehr
schnell wieder verschlossen. Die wegen der Zuckerauflösung ausgasende
Kohlensäure bleibt im 'headspace' (deutsch: Gasraum, Gaspolster) der
Flasche unter Druck gespeichert. -- "Würfelzuckermethode"--
Interessant ist übrigens, daß Berufsbrauer und Analytiker / Sensorforscher sich intensivst mit der Haltbarkeit des fertigen Bieres befassen, so intensiv, daß sie die Haltbarkeit fast über den Geschmack zu stellen scheinen. Lassen wir ihnen dies als ihr berechtigtes Anliegen, wir Hobbybrauer dagegen haben selten Lagerzeitprobleme mit unserem fertigen Bier (und den möglcherweise vorhandenen oder nichtvorhandenen Reduktonen) - und de gustibus non..! So habe ich zum Beispiel gelesen, daß der besondere Geschmack bei manchen 'irisch/englischen' Bieren (leicht buttrig) auf Restspuren von Diacetyl zurückzuführen sein dürfte, das ja sonst gerne weitgehendst entfernt wird. Es macht auch Spaß, die verschiedenen Geruchsstufen beim Gärprozeß zu 'erschnuppern', wie z.B. den 'mostigen' Cidre-Geruch oder manche (fast schon grauenerregenden) leicht schwefligen 'Düfte' (alles hefestoffwechsel-bedingt!). Man ist am Ende nach Klärung oft richtig froh, daß der Geruch hier dann wieder neutrale 'Formen' angenommen hat. Auch das Verkosten des Jungbiers auf seinen verschiedenen Etappen ist ganz aufschlußreich. So ist das Bier in der 'Cidre-Stufe' auch ziemlich sauer und 'bizzelig', ich glaube, das kommt vielleicht von der Form der gelösten Kohlensäure (extrem feinblasig). Ähnliche Entdeckungen und 'eigenartige Erscheinungen' wurden mir auch von Most- und Beerenwein -Sekt-'Erzeugern' geschildert, mit professionellen Kellermeistern und Braumeistern bin ich hierzu noch nicht ins Gespräch gekommen.
An dieser Stelle noch ein kurzes Wort zum Verhältnis Brauerei/Heimbrauer. Ich bin der festen Überzeugung, daß das Hobbybrauen einen echten 'Verstärkungsfaktor' für das Brauereiwesen darstellt. Ich möchte zum Beispiel, aus meiner Sicht gesehen, nicht dauernd das etwas 'kantiger' schmeckende Selbstgebraute trinken. Außerdem wäre ich ziemlich beschäftigt, soviel Bier zu brauen, wie ich 'saufe', ganz abgesehen von den Herstellungskosten. Andererseits habe ich beim 'Schaubrauen' festgestellt, daß die Teilnehmer nach etwas Information eher noch aufgeschlossener sind und z.B. dann gerne auch mal bei einer Brauereibesichtigung teilnehmen wollen.
E. Bratz